Quod non important: Lateinische Firmen- und Produktnamen. Warum eigentlich?

Weshalb sich Unternehmen spezifisch für einen lateinischen Firmennamen oder Produktnamen entscheiden ist schon erstaunlich, denn wer spricht oder versteht schon Latein? Was sind also die Gründe, dass sich Unternehmen für einen lateinischen Namen entscheiden, obwohl die Zielgruppen gar nicht wirklich Latein verstehen? Und macht es einen Unterschied, wenn Unternehmen einen lateinischen Namen oder einen Namen in einer anderen Sprache für ihre Marken wählen? Wenn ja, was für Unterschiede? Dazu hat NAMBOS-Geschäftsführer und Sprachwissenschaftler Markus Lindlar (übrigens mit „großem Latinum“) folgendes Statement:
„Viele Unternehmen, vor allem im europäischen Sprachraum, entscheiden sich bei der Namensentwicklung für lateinische Namen, weil diese Sprache eine breite Anerkennung besitzt. Sie gilt ja letztlich als „Mutter“ der romanischen Sprachen, daher sind viele Wörter in anderen Sprachen aufzufinden. Sie gilt als international und überregional, weil sie ja in keinem Land gesprochen wird (außer im Vatikanstaat). Ein großer Vorteil ist auch, dass diese Sprache so ausgesprochen wird wie man sie schreibt, anders als z.B. Französisch (Allure). Auch die Phonetik kommt einem Markennamen oftmals zu Gute: Latein wirkt seriös, solide, kompetent und hochwertig, zumindest für Europa und auch Amerika. Der tatsächliche Inhalt von lateinischen Namen ist „Quod non important“ wie der Lateiner sagt (Die Bedeutung ist nicht wichtig). Wichtiger ist die Anmutung der lateinischen Namen und die Wirkung auf die Zielgruppen.

Bei Markennamen ist generell nicht so entscheidend, ob man sie „versteht“, es gibt ja auch viele Kunstnamen, die gar keine Bedeutung haben (Google, Zalando). Hier sind eher Klang und Anmutung entscheidend. Das gilt nicht nur für Latein, sondern für alle Sprachen, die für Marken verwendet werden. Bei der Bezeichnung „Paypal“ ist auch davon auszugehen, dass viele Menschen nicht wirklich wissen was sie bedeutet („Bezahl-Freund“). Trotzdem hat sie eine hohe Akzeptanz, klingt durch das Englisch international.

Welche Sprache man letztlich verwendet, hängt auch vom Produkt ab. Kreative Produkte tragen häufig Englische Bezeichnungen (Spotify, Facebook), Lebensmittel oftmals regional bezogene (Barilla, Patros), Getränke ortsbezogene (Erdinger, Gerolsteiner).“