Naming-Strategie: Die Psychologie hinter der Markenidentität
In den ersten Sekundenbruchteilen einer Markenbegegnung entscheidet sich häufig bereits der Erfolg oder Misserfolg einer gesamten Positionierungsstrategie. Was wie Marketing-Rhetorik klingt, ist wissenschaftlich belegte Realität. Der menschliche Verstand verarbeitet Markennamen über komplexe neuronale Netzwerke, die sowohl bewusste als auch unbewusste Entscheidungsprozesse steuern.
Für die NAMBOS Namensagentur als auch Marketer, Kommunikationsexperten und Branding-Spezialisten bedeutet dies eine fundamentale Erkenntnis. Die Psychologie des Namings ist kein optionaler Zusatz, sondern der strategische Kern erfolgreicher Markenentwicklung.
Die neurowissenschaftlichen Grundlagen der Namenswahrnehmung
Das limbische System
Bevor der rationale Verstand überhaupt aktiviert wird, hat das limbische System bereits eine emotionale Bewertung des Markennamens vorgenommen. Diese Primärreaktion, die in wenigen Millisekunden stattfindet, beeinflusst alle nachfolgenden Interaktionen mit der Marke. Da das sogenannte limbische System blitzschnell auf Reize wie Klang, Form oder Farbe reagiert, bewertet sie auch schnell auf Basis früherer Erfahrungen und emotionaler Muster.
In seinem Werk „Schnelles Denken, langsames Denken” beschreibt Daniel Kahneman den Prozess der verschiedenen Hirnareale als das Zusammenspiel zweier Systeme: System 1 arbeitet intuitiv und emotional, während System 2 langsam, logisch und überlegt reagiert. Gerade im Branding spielt diese Erkenntnis eine zentrale Rolle, denn oft entscheidet sich, ob ein Markenname Vertrauen, Spannung oder Sympathie auslöst, bevor der rationale Verstand überhaupt aktiv wird. Auch Neurowissenschaftler wie Gerald Hüther oder Hans-Georg Häusel betonen, dass Marken über emotionale Codes wirken und sich so tief im Gedächtnis verankern.
Kognitive Fluency als Erfolgsfaktor
Der Begriff „Kognitive Fluency” (auf Deutsch meist „kognitive Leichtigkeit” oder „Verarbeitungsgeschwindigkeit”) beschreibt, wie leicht oder flüssig Informationen von unserem Gehirn verarbeitet werden können. Je besser und einfacher etwas verarbeitet wird, desto positiver wird es in der Regel erlebt und bewertet.
Dies betrifft alle Formen der Informationsverarbeitung. Vvom Wahrnehmen über das Verstehen bis hin zum Erinnern.
Die Fluency-Forschung liefert eine der konsistentesten Erkenntnisse der Namenspsychologie. Menschen entwickeln eine messbar stärkere Präferenz für das, was kognitiv leicht zu verarbeiten ist. Diese “Processing Fluency” umfasst verschiedene Dimensionen. Wenn Informationen leicht verständlich sind, werden sie oft als vertrauenswürdiger und positiver wahrgenommen, was zu besseren Entscheidungen, einer höheren Akzeptanz von Produkten oder Marken und insgesamt zu einem größeren Erfolg führen kann.
Perzeptuelle Fluency: Der Begriff stammt aus der Kognitionspsychologie und beschreibt, wie leicht ein Reiz (z. B. ein Markenname) wahrgenommen, erkannt und verarbeitet werden kann. Namen mit klaren phonetischen Strukturen und ausgewogenen Buchstabenkombinationen werden bevorzugt.
Konzeptuelle Fluency: Der Begriff erklärt wie schnell der Verstand den Namen mit bekannten Konzepten verbinden kann. Diese Verbindung darf jedoch nicht zu direkt sein, da pure Deskription schwer markenrechtlich schützbar ist.
Retrieval Fluency: Beschreibt im Hinblick auf Markennamen die Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit der ein Markenname aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann. Dies hängt sowohl von der phonetischen Struktur als auch von der semantischen Einzigartigkeit ab.
Adam Alter und Daniel Oppenheimer konnten einer wegweisenden Studie nachweisen, dass Unternehmen mit aussprechbaren Ticker-Symbolen signifikant besser an der Börse performten (zumindest signifikant nach dem IPO, dem Börsengang).
Die vier NAMBOS Säulen psychologischer Naming-Strategie
Bei NAMBOS steckt hinter jedem starken Markennamen und Markensystem mehr als nur Kreativität. Ein tiefes Verständnis dafür, wie Menschen Namen unbewusst wahrnehmen, bewerten und erinnern. Auf Basis der engen Verzahnung von Neurowissenschaft, Linguistik und Markenpsychologie haben wir eine fundierte, systematische NAMBOS NamingStrategie entwickelt.

1. Phonetische Optimierung
Der Bouba-Kiki-Effekt wurde in vielen Sprachen nachgewiesen und zeigt die universelle Verbindung zwischen Klängen und visuellen Formen. Diese Klangsymbolik ermöglicht es Marken, gezielt emotionale Assoziationen zu schaffen und anzusprechen.
Bouba-Namen mit weichen Konsonanten (b, v, l, m, n) und gerundeten Vokalen (o, u) werden als:
- Freundlich und vertrauensvoll wahrgenommen
- Mit runden, organischen Formen assoziiert
- Als sicherer und zugänglicher bewertet
- Mit Komfort und Fürsorge verbunden
Typische Einsatzfelder für Marken sind beispielsweise Kosmetik, Babyprodukte, Wellness oder Ernährung. Marken wie Oreo, Lush oder Milo nutzen diesen Effekt. Ihre Brandnames klingen weich, einladend und sympathisch und lösen dadurch positive Assoziationen aus.
Kiki-Namen mit harten Konsonanten (k, t, p) und spitzen Vokalen (i, e) vermitteln:
- Präzision und technische Kompetenz
- Modernität und Effizienz
- Klarheit und Entschlossenheit
- Innovation und Dynamik
Die gezielte Anwendung des Bouba-Kiki-Effekts variiert je auch je nach Branche.
So profitieren Gesundheits- und Pflegeunternehmen von weichen, runden Lauten, die Vertrauen und Fürsorglichkeit vermitteln. Technologie- und B2B-Marken setzen dagegen auf klanglich spitze Elemente, um Kompetenz, Effizienz und Innovationskraft zu signalisieren.

Beispiele für Bouba-orientierte Marken.
Nivea: Rund klingender, weicher Name mit fließenden Vokalen („ie“, „ea“) der Sanftheit, Pflege und Vertrauen vermittelt.
Bepanthen: Auch wenn nicht rein „Bouba“, klingt der Name weich und heilend. Assoziationen zu Pflege, Schutz und medizinischer Zuverlässigkeit stehen im Mittelpunkt.
2. Kognitive Fluency: Der unterschätzte Wettbewerbsvorteil
Forschungen zeigen, dass Markennamen mit hoher kognitiver Fluency werden nicht nur besser erinnert, sondern auch positiver bewertet. Dies manifestiert sich in mehreren Dimensionen der Marke.
Aussprechbarkeit: Markennamen und Namenssysteme müssen über Kulturgrenzen hinweg funktionieren. In einer globalisierten Wirtschaft ist dies nicht optional, sondern notwendig.
Merkfähigkeit: Kognitive Verarbeitung folgt dem “Generation Effect” (Generierungseffekt). Er ist ein gut belegtes psychologisches Phänomen, der besagt, dass Informationen, die man selbst aktiv generiert (z. B. durch Mitdenken, Vervollständigen… etc.), werden besser erinnert als Informationen, die man nur passiv aufnimmt (z. B. Lesen und Zuhören). Marken, die mentale Bilder oder Assoziationen erzeugen, nutzen diesen Effekt.
Schreibbarkeit: Ist in der digitalen Kommunikation heute entscheidend. Namen, die phonetisch korrekt geschrieben werden können, haben messbare Vorteile bei der SEO Suchmaschinenoptimierung oder einem Word-of-Mouth-Marketing.
3. Gedächtnis-Architektur
Moderne neurowissenschaftliche Studien belegen, dass effektive Markennamen gleichzeitig mehrere Hirnregionen aktivieren und dadurch stärkere neuronale Verbindungen schaffen. Diese “Multi-Path-Kodierung” umfasst verschiedene Bereiche. Es beschreibt das Prinzip, dass Informationen, die auf mehreren kognitiven Ebenen verarbeitet werden (z. B. Klang + Bild + Farbe..).
Mit der Phonetische Kodierung können Klangmuster im auditiven Kortex gespeichert werden und können durch ähnliche Laute reaktiviert werden. Bei der Visuellen Kodierung sind Buchstabenkombinationen und Wortformen im visuellen Kortex verankert.
Bei der Semantische Kodierung werden Bedeutungsebenen werden in den Sprachzentren des Gehirns vernetzt oder auch eine emotionale Kodierung, bei der affektive Reaktionen über das limbische System mit dem Namen verknüpft werden.
Je mehr Kodierungswege mit einer Namensfindung aktiviert werden, desto stärker ist die Gedächtnisverankerung und desto resistenter gegen Vergessen oder Verdrängung durch Konkurrenten.
4. Emotionale Resonanz
Das limbische System im Gehirn reagiert oft viel schneller als unser bewusster Verstand. Das bedeutet, dass wir Gefühle zu einer Marke meist ganz automatisch und sofort spüren, bevor wir wirklich darüber nachdenken. Diese erste emotionale Reaktion ist oft entscheidend dafür, wie unsere Beziehung zu einer Marke sich entwickelt. Erfolgreiche Namen schaffen genau diese besondere Verbindung. Sie sie sprechen uns auf verschiedenen Ebenen an, zum Beispiel durch ihren Klang oder die Gefühle, die sie wecken. So bleiben sie im Gedächtnis und gewinnen unser Herz.
Psychologische Nähe: Wenn ein Name vertraut klingt, weckt das automatisch Sympathie und ein Gefühl von Nähe. Das sorgt dafür, dass Menschen sich leichter mit der Marke verbunden fühlen.
Emotionale Voraktivierung: Der Klang eines Namens kann im Gehirn positive Emotionen auslösen, noch bevor man sich bewusst mit der Marke beschäftigt. Diese „unbewusste“ emotionale Reaktion kann die spätere Wahrnehmung und Bewertung der Marke verbessern.
Soziale Identifikation: Markennamen können eine Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen oder Werten signalisieren. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und macht die Marke für die Zielgruppe sehr interessant.
Markenflut für Konsumenten
Ein durchschnittlicher Konsument ist bei einem Einkauf, sei es Online bei Amazon oder im Supermarkt, einer regelrechten Reizüberflutung ausgesetzt. Schätzungen zufolge begegnen uns dabei mehr als 20.000 Markennamen pro Tag. Auf Verpackungen, Displays oder im digitalen Sortiment. Allein bei Amazon können in einer Produktkategorie Tausende Marken gelistet sein.
Im Supermarktregal sind es je nach Sortiment mehrere hundert bis tausend verschiedene Marken. Im Vergleich der aktive Wortschatz eines durchschnittlichen Erwachsenen umfasst etwa 12.000 bis 16.000 Wörter, also deutlich weniger als die tägliche Markenreize. Das bedeutet, dass das Gehirn ständig gezwungen ist, zu filtern, zu sortieren und zu vergessen. Die besondere Markennamen, die sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig einprägen wie durch Klang, Emotionalität oder semantische Tiefe haben eine gute und bessere Chance, im Gedächtnis zu der Zielgruppe zu bleiben. In einer Welt der Markenüberflutung ist es also nicht der lauteste, sondern der vielschichtige Markenname, der sich langfristig durchsetzt.
“In einer Welt voller Marken und Reizüberflutung kämpfen Namen heute mehr denn je um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe. Nur wer es schafft, in der Flut aus Eindrücken zu überzeugen, bleibt im Gedächtnis. Mit einem Produktnamen, der nicht nur gut klingt, sondern auch echte Emotionen weckt. Genau solche Namen entwickelt NAMBOS seit über 20 Jahren. Vielschichtig, prägnant und nachhaltig wirksam!”
Sebastian Fiebig Dipl. Dok.
NAMBOS Geschäftsführer International & Research
Kreativ-Techniken für systematische Namensentwicklung, Namenssysteme und Markenarchitekturen
Die professionelle Naming-Strategie von NAMBOS ersetzt zufälliges Brainstorming durch systematische Methoden, die konsistent innovative Konzepte generieren. Nicht nur bei Produktnamen oder Markenname, sondern auch bei Markensystemen und Markenarchitekturen spielen sie eine entscheidende und tragende Rolle.
Mind Mapping: Assoziative Vernetzung
Tony Buzans Mind-Mapping-Methodik nutzt die natürliche Arbeitsweise des Gehirns. Vom zentralen Markenbegriff ausgehend werden alle Assoziationen gesammelt und vernetzt. Diese Technik aktiviert sowohl lineare als auch laterale Denkprozesse und fördert unerwartete Verbindungen.
Das NAMBOS Mind Mappings, bei der assoziativ vernetzt wird, ist bei der Entwicklung von Markenarchitekturen und Namenssystemen besonders wertvoll. In der Markenarchitektur dienen Namenssysteme dazu, unterschiedliche Marken und Submarken klar zu strukturieren und ihre Beziehungen zueinander verständlich abzubilden.
Durch diese Naming Kreativtechnik können zentrale Markenelemente, Werte, Zielgruppen und emotionale Assoziationen visuell verknüpft werden. So entsteht ein kohärentes Namenskonzept. Diese assoziative Vernetzung fördert kreative Verbindungen zwischen Begriffen und sorgt für eine starke, strategisch abgestimmte Namenswelt, die sich durch Klarheit und auszeichnet.
NAMBOS setzt Mind Mapping gezielt ein, um sowohl die komplexe Hierarchie von Markenarchitekturen als auch die einzelnen Namen systematisch zu entwickeln und dauerhaft konsistent zu halten. So entstehen Namenssysteme, die nicht nur funktional gut strukturiert sind, sondern auch eine starke emotionale und kommunikative Wirkung entfalten. Es unterstützt dabei, die Markenidentität in all ihren Facetten abzubilden und so die strategische Markenführung wirkungsvoll zu unterstützen.
Morphologische Analyse: Namensentwicklung durch systemische Kombinationen
Die von Fritz Zwicky entwickelte morphologische Analyse zerlegt komplexe Herausforderungen, wie das Finden eines Markennamens, in überschaubare, handhabbare Komponenten. Mithilfe einer sogenannten morphologischen Box werden alle relevanten Eigenschaften eines idealen Marken- oder Produktnamens wie etwa Klang, Bedeutung, Länge, systematisch erfasst und in ihren möglichen Ausprägungen dargestellt. So entsteht ein strukturierter Überblick, der kreative und fundierte Namensideen ermöglicht.
Strategische Matrix-Entwicklung:
- Klangcharakter: weich/hart/neutral
- Länge: kurz/mittel/lang
- Herkunft: deutsch/international/neologistisch
- Bedeutung: deskriptiv/suggestiv/abstrakt
- Struktur: einfach/zusammengesetzt
Durch systematische Naming-Kombinationen entstehen neue Namensrichtungen, die isoliert betrachtet nicht entstanden wären.
Semantische Intuition: Naming mit Bedeutung
Diese Technik erkundet die tieferen Bedeutungsschichten von Wörtern und deren etymologische Wurzeln. Semantische Intuition fragt im Naming-Workshop oder Namingprozess: “Welche unterbewussten Assoziationen trägt ein Wort mit sich?” und “Wie könnten wir dies strategisch nutzen?“
Laterales Denken: Namen mit Querverbindungen
Edward de Bonos laterales Denken durchbricht konventionelle Denkpfade durch bewusste Provokation und zufällige Stimuli. Für Naming bedeutet dies: Verbindungen zwischen scheinbar unverwandten Bereichen zu schaffen. Naming Provokation: “Wie würde man das Produkt benennen, wenn es aus einer anderen Branche käme?” oder “Welche Metaphern aus der Natur beschreiben diesen Markennamen?”
NAMBOS Naming: Namens-Psychologie und Case Studies
Die praktische Anwendung psychologischer Naming-Prinzipien wie strategische Klangsymbolik, kognitive Optimierung und emotionale Resonanz führt zu nachweisbaren Marktvorteilen.
NAMBOS Naming: Namens-Psychologie und Case Studies
Die praktische Anwendung psychologischer Naming-Prinzipien wie strategische Klangsymbolik, kognitive Optimierung und emotionale Resonanz führt zu nachweisbaren Marktvorteilen.
NAMBOS Case Study 1
Die Marke Vivess von REWE: Vertrauen durch strategische Phonetik
Die Herausforderung: REWE benötigte für seine Welt der Non-Food-Eigenmarke einen neuen Markennamen, der sowohl Vitalität als auch Vertrauenswürdigkeit vermittelt. Der offen für diese Produktkategorie ist, da viele verschieden Produkte vom Fön über die Strumpfhose bis zur Mikrowelle, unter diesem Markennamen angeboten werden.
Die konsequente Anwendung des Bouba-Effekts durch doppelte V-Laute, die unterbewusst Sanftheit und Fürsorge signalisieren. Die Spiegelsymmetrie von “Vivess” verstärkt die visuelle Prägnanz und Merkfähigkeit. Bei der kreative Namensentwicklung erfolgte eine semantische Exploration von “vital” und “essence”. Diese führte zu über 200 Varianten. Phonetische Tests bestätigten die außergewöhnlich positive Resonanz auf die V-V-Struktur.
Sowohl die Vertrauenswerte als auch die höhere Vitalitäts-Assoziationen im Vergleich zu Kontrollnamen führte auch zu einer verbesserten Erinnerungsrate die über dem Durchschnitt der anderen Namensvorschläge lag.
Diese NAMBOS Case Study zeigt, dass weiche Phonetik verstärkt das gute Gefühl und die Positionierung im Wohlfühlsegment messbar macht. Die V-V-Kombination schafft eine einzigartige phonetische Signatur im überfüllten Non-Food-Markt.
NAMBOS Case Study 2
Kenborg von Begros: Kiki & Bouba im Einklang
Kenborg steht für hochwertige Badmöbel und Badtextilien, die Design und ein modernes und angenehmes Wohngefühl vermitteln. Die Herausforderung war, einen Markennamen zu finden, der technische Qualität und Verlässlichkeit ausdrückt, dabei aber warm und zugänglich bleibt. Genau hier kommt die Kombination aus dem „Kiki“- und „Bouba“-Effekt ins Namensspiel. Der harte Klang von „Ken-“ vermittelt Klarheit, während „-borg“ mit seiner runden, weichen Endung für Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen sorgt.
„Borg“ steht dabei symbolisch für Schutz und Stabilität. Wichtige Werte im Badezimmer, das als Wohlfühloase dient. Das „Ken-“ kann aber auch für „kennen“ oder „können“ stehen. Es sind beides Begriffe, die Kompetenz und Vertrautheit ausdrücken. So entsteht ein neuer Name für Möbel, der technische Stärke und emotionale Nähe verbindet. Dieser Naming-Ansatz zeigt, wie bewusste Klangkombinationen aus den Prinzipien von Kiki und Bouba bei der Namensfindung eine klare, positive Wirkung erzielen können.
NAMBOS Case Study 3
Xelve von Continental: Innovation durch typographische Signale
Die Namensentwicklung Xelve für Continentals revolutionäres ADAS-System zeigt eindrucksvoll, wie durchdachte Namensstrategie zur Marktpositionierung beitragen kann. Dieses Namens-Projekt verdeutlicht, wie moderne Namensgebung weit über die reine Identifikation hinausgeht und zu einem strategischen Instrument für Technologie-Leadership wird.
Die Ausgangssituation: Continental im Wandel
Continental stand vor einer besonderen Herausforderung, da das traditionelle Reifenunternehmen transformierte sich zu einem Technologie- und Softwarekonzern, der unter der neuen Marke AUMOVIO innovative Lösungen für autonomes Fahren entwickelt. Das Unternehmen benötigte für sein skalierbare ADAS- und Automated Driving-System einen Namen, der diese Transformation glaubwürdig kommuniziert und gleichzeitig digitale Innovation sowie kontinuierliche Entwicklung vermittelt.
Die Herausforderung war vielschichtig, denn der neue Markenname musste nicht nur technische Kompetenz signalisieren, sondern auch die Skalierbarkeit des Systems von Level-2- bis Level-4-Automatisierung verdeutlichen. Gleichzeitig sollte er sowohl für Volumen- als auch Premium-Fahrzeugsegmente funktionieren und international verständlich sein.
Die psychologische Namensstrategie: X als Innovationssignal
Die Namensschöpfung “Xelve” basiert auf einer raffinierten psychologischen Strategie, die mehrere linguistische und kognitive Prinzipien kombiniert.
Mit dem X-Präfix wird ein Technologie-Marker gesetzt. Der unkonventionelle Anfangsbuchstabe fungiert als unmittelbares Signal für technologische Innovation. Das X sind zwei Linien die sich kreuzen und somit eine Kreuzung symbolisieren. Der Buchstabe kann für einen Knotenpunkt bzw. Verkehrsknotenpunkt stehen. Ein Symbol für den Verkehr, wo Straßen sich treffen und miteinander verbinden. Forschungen zur Markenpsychologie zeigen, dass starke Konsonanten wie “X” Power und Innovation vermitteln. In der Technologiebranche hat sich X als besonders wirksamer Indikator für Zukunftsorientierung etabliert. Vergangene Namensfindungen wie Xbox oder SpaceX seien hier als Beispiele genannt.
Das evolutionäre Suffix “-elve” ist die Wortendung und wurde clever vom englischen “evolve” (entwickeln, sich entwickeln) abgeleitet und suggeriert kontinuierliche Verbesserung und Evolution. Diese phonetische Anleihe aktiviert unbewusst Assoziationen mit Fortschritt und Entwicklung, ohne zu offensichtlich zu wirken. Eine weitere Konnotation ist der Bezug zu „self“ und dem Autonomen Fahren.
Das Naming-Team kombinierte laterales Denken mit semantischer Verschmelzung. “Xelve” vereint nicht nur “evolve” (Evolution) und self, sondern auch subtile Anklänge an “twelve” (zwölf), was in vielen Kulturen mit Vollständigkeit und Perfektion assoziiert wird. Diese Mehrschichtigkeit schafft unbewusste positive Konnotationen.
Der Name Xelve nutzt gezielt typographische Psychologie. Das X am Wortanfang schafft eine visuell unverwechselbare Signatur, die in alphabetischen Listen und digitalen Suchresultaten sofort ins Auge springt. Diese visuelle Dominanz ist besonders wichtig in B2B-Umgebungen, wo Entscheidungsträger oft mit langen Produktlisten konfrontiert werden.
Darüber hinaus entspricht die Fünf-Buchstaben-Struktur dem optimalen Bereich für Markennamen: kurz genug für schnelle Verarbeitung, lang genug für eine Unterscheidungsfähigkeit. Phonetisch folgt Xelve dem Prinzip der “Processing Fluency”. Trotz des ungewöhnlichen X ist der Name leicht aussprechbar und merkbar.
Die Produktfamilie: Die Xelve-Systematik
Continental erweiterte die Xelve-Basis zu einer systematischen Produktfamilie mit deskriptiven Zusätzen:
- Xelve Park: Fokus auf automatisierte Parkfunktionen
- Xelve Drive: Menschenähnliche KI-gestützte Entscheidungsfindung
- Xelve Pilot: Fallback-Lösung für Level-4-Automatisierung
- Xelve eHorizen: Cloud-Lösungen
Diese Nomenklatur folgt bewährten Prinzipien der Automotive-Branche, wo beschreibende Zusätze (wie bei BMW X Drive oder Mercedes 4MATIC) Funktionalität kommunizieren, ohne die Basis-Marke zu verwässern.
Das Xelve-Projekt liefert mehrere wertvolle Learnings für Brand Manager und Innovations Manager. Unkonventionelle Signale dienen als Differenzierung, während viele Automotive-Brands auf etablierte Namensmuster setzen, kann bewusste Abweichung zur Marktdifferenzierung beitragen. Erfolgreiche Technologie-Namen funktionieren auf mehreren semantischen Ebenen gleichzeitig. Xelve aktiviert sowohl bewusste (Evolution, Entwicklung, Autonomie) als auch unbewusste (Vollständigkeit, Innovation) Assoziationen.
Die größte Herausforderung bei disruptiven Namen liegt in der Balance zwischen Innovation, Akzeptanz und rechtliche als auch sprachliche Einsatzfähigkeit. Für Continental/AUMOVIO hat sich die Investition in durchdachte Namensgebung bereits bezahlt gemacht: Xelve ist nicht nur eine zukünftsfähige und anschlussfähige Familienmarke geworden, sondern ein strategisches Asset, das die Transformation des Unternehmens vom Reifenhersteller zum Technologie-Leader glaubwürdig verkörpert.
“
„Das Xelve-Projekt zeigt, wie psychologisch fundierte Markenentwicklung echte Innovation sicht- und spürbar macht. Durch strategische Namensgebung und eine modulare Produktfamilie verbinden wir technologische Entwicklung mit emotionaler Zugänglichkeit. So schaffen wir einen echten Mehrwert für Kunden wie Continental.“
Peter A. Ströll
NAMBOS Geschäftsführer Beratung & Recht / Rechtsanwalt
Der NAMBOS-Naming-Prozess als Systematik
Die Namensentwicklung durchläuft fünf klar strukturierte Phasen, die systematisch und professionell aufeinander aufbauen.
In der ersten Phase erfolgt ein strategisches Briefing und eine umfassende Marktanalyse. Hierbei werden die Zielgruppenpsychologie, die Wettbewerbslandschaft, kulturelle Besonderheiten sowie rechtliche Rahmenbedingungen sorgfältig untersucht und dokumentiert. Parallel dazu wird eine Naming-Architektur entwickelt, die festlegt, wie sich der neue Name in das bestehende Markenportfolio einfügt und welche Rolle er in der übergeordneten Markenhierarchie einnehmen soll.
Die zweite Phase widmet sich der kreativen Ideengenerierung. In professionellen Naming-Workshops kommen verschiedene kreative Techniken und Methoden der strategischen Markenentwicklung zum Einsatz. Unterschiedliche Teams arbeiten parallel in sogenannten Kreativ-Streams, mit Mind Mapping oder semantische Intuition. Zusätzlich werden Stimmen von Native Speakern aus relevanten internationalen Märkten eingebunden, um kulturspezifische Einsichten zu gewinnen und negative Konnotationen von Anfang an auszuschließen.
In der dritten Phase erfolgt die systematische Evaluation und Selektion der Namensvorschläge. Dabei wird die phonetische Qualität der Namen analysiert, unter anderem anhand von Klangsymboliken Profilen. Des Weiteren werden die Namen auf ihre kognitive Verarbeitungsleichtigkeit geprüft, wobei Aussprechbarkeit, Merkfähigkeit und Schreibbarkeit bewertet einfließen.
Die vierte Phase umfasst die rechtliche und linguistische Überprüfung. Spezialisierte Rechercheure prüfen die entwickelten Markennamen in nationalen und internationalen Markenregistern, inklusive Domain- und Social-Media-Prüfung. Außerdem führen Native Speaker eine kulturelle Validierung durch, um unbeabsichtigte Bedeutungen, dialektale Besonderheiten und kulturelle Sensitivitäten frühzeitig auszuschließen.
In der fünften und letzten Phase wird der Name rechtlich geschützt und im Markt implementiert. Dies beinhaltet die Anmeldung der Marke durch die NAMBOS beratende Anwaltskanzlei DSR Recht in allen relevanten Jurisdiktionen sowie das kontinuierliche Marken-Monitoring.
Zukunftsperspektive: KI und Naming-Evolution
Menschliche Expertise bleibt der zentrale Bestandteil in Werbe- und Naming-Agenturen. KI kann schnell generieren, greift aber in der Regel auf ein bereits bekannte Namensstruktur zurück. Die Einordnung, Selektion, strategische Bewertung, kulturelle Sensitivität und emotionale Intelligenz bleiben in menschlicher Hand. Als Kick-off oder Starter in ein Projekt kann die künstliche Intelligenz dennoch zum Einsatz kommen.
Die Psychologie der Namensgebung entwickelt sich von einer reinen kreativen Disziplin zu einer datenunterstützten Kreativität. Unternehmen, die diese Transformation ernst nehmen, schaffen sich nachhaltige Wettbewerbsvorteile in zunehmend umkämpften Märkten.
Das menschliche Gehirn offenbart genau, wie Namen Bedeutung schaffen, Emotionen auslösen und Verhalten beeinflussen.
“Die größte Herausforderung liegt nicht darin, schön klingende Namen zu entwickeln. Es geht darum sicherzustellen, dass sie kultur- und marktübergreifend funktionieren, ohne ihre psychologische Wirkung zu verlieren.“
Sebastian Fiebig Dipl. Dok.
NAMBOS Geschäftsführer International & Research
Wir haben die Erfahrung für passgenaues Naming für Ihr Produkt oder Unternehmen.
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